U5 ins Europaviertel erst 2027

Kosten auf halbe Milliarde gestiegen - Lieferengpässe. Preissteigerungen. bauliche Probleme.

ein redaktioneller Beitrag von Klaus Leitzbach                                                        veröffentlicht am 4. November 2023

© Bildarchiv: dokuphoto.de
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"Die neuen Planungen der Stadt zur Verlängerung der U5 beinhalten keine kostengünstige und zeitnahe Lösung einer Anbindung der westlichen Stadtteile an das Frankfurter U-Bahn-Netz 

- eine vertane Chance zur Realisierung der Mobilitätswende"

 

Erst sollte die U5 im Europaviertel komplett unterirdisch gebaut werden, dann wurden im Jahr 2013 aus Kostengründen diese Pläne gekippt. Schließlich wurden die Planungen für die vier Stationen im Europaviertel wieder nie aufgerollt. Das Ergebnis: Nur der U-Bahnhof Güterplatz wird unterirdisch gebaut.

 

Es vergingen weitere 6 Jahre bis zum Baustart im Jahr 2019. Ursprünglich sollte die 2,7 Kilometer lange Strecke durch das Europaviertel mit vier Stationen 281,4 Millionen Euro kosten, doch schon bei Baubeginn wurden die Baukosten auf 373,5 Millionen Euro geschätzt.

 

Verantwortlich dafür waren damals unter anderem teure Kampfmittel-Sondierungen an der Baustelle und schadstoffbelastete Böden, die die Preise in die Höhe trieben. 

 

Jetzt im November 2023 benennt die Frankfurter Verkehrsgesellschaft VGF die Gesamtkosten mit 515 Millionen Euro, nochmals deutlich höher.

 

Schuld daran seien Lieferengpässe, "enorme" Preissteigerungen und bauliche Unwägbarkeiten, alle drei Folgen der Corona-Pandemie und des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, hätten zu Verzögerungen geführt, so die Stadt.  

 


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Bereits in den 1990er Jahren hatte man die Idee, die U5 über den Hauptbahnhof hinaus zu verlängern, doch die Bauarbeiten für den U-Bahntunnel begannen erst im August 2019 mit zwei Jahren Verspätung, inzwischen sind die beiden Tunnelröhren bis zum Platz der Republik fertiggestellt.

 

Derzeit wird am Güterplatz unmittelbar am Einkaufszentrum "Skyline Plaza" die einzige unterirdische Station gebaut.

 

Kurz nach Start der Arbeiten an der Tunnelröhre zwischen Hauptbahnhof und Güterplatz zur Herstellung des Anschlusses an die bestehende Strecke kam es bereits zu Schwierigkeiten. 

 

Der Riesenbohrer einer sogenannten Tunnelvortriebsmaschine kam am Platz der Republik nicht wie geplant bis auf drei Meter an die existierende Strecke heran, weil alte Stahlfundamente im Weg waren. Die letzten 15 Meter mussten die Arbeiter den Tunnel mit Druckluft, Meißel und Picke von Hand abbauen. Um die Stabilität nicht zu gefährden, musste die Erde aufwendig vereist werden. 

 

Gegraben wurde der Tunnel mit Hilfe eines 80 Meter langen, 580 Tonnen schweren Riesenbohrers, einer sogenannten Tunnelvortriebsmaschine.

 

Derzeit läuft auch noch ein Rechtsstreit der Stadt mit der Baufirma. Schäden am Bohrer und deren Reparatur hatten nicht nur zu einer mehrmonatigen Verzögerung geführt, sondern auch zu erheblichen Mehrkosten von 30 Millionen Euro. Es ist offen, wer für diese Kosten aufkommen muss.

 

Wie geht es mit der U5 weiter?

 

Der neue Nahverkehrsplan 2025+, beinhaltet neben den bereits im Bau befindlichen Stationen Güterplatz, Emser Brücke, Europagarten, Wohnpark (Arbeitstitel), eine Verlängerung um zwei neue oberirdische Stationen im Westen - Schmidtstraße und die neue Endstation Römerhof. Entlang der erweiterten Strecke sollen neue Wohnungen (Rebstock-Viertel)  und eine neue Schule entstehen.

 

Leider sehen die Pläne der Stadt keinen Abzweig in Höhe der Schmidtstraße (am heutigen Kreisel) vor, dort könnte die U-Bahn oberirdisch über eine zirka 750 Meter lange Verbindungsstrecke mit einer Zwischenstation "Frankenallee" durch die Schmidtstraße zur Mönchhofstraße geführt werden. Zwischen Mönchhofstraße und Nied wurde bereits in den 80er Jahren die Strecke der heutigen Tram für den U-Bahnbau vorbereitet. Zur Inbetriebnahme einer U-Bahn auf diesem Streckenabschnitt, müssten noch Bahnsteige verlängert und erhöht und ggf. Signalanlagen erneuert werden. 

 

Mit der zuvor genannten Verbindungsstrecke könnten die westlichen Frankfurter Stadtteile, Griesheim, Nied und Höchst kostengünstig und zeitnah an das Frankfurter Stadtbahnnetz angeschlossen werden.

 

Mit Fertigstellung der derzeit geplanten Verlängerung der U5 von Preungesheim zum Frankfurter Berg, könnte man dann künftig umsteigefrei von Höchst/Nied über Mönchhofstraße, Europaviertel, Hauptbahnhof, Konstablerwache, Hauptfriedhof, Eckenheim, Preungesheim bis zum Frankfurter Berg fahren.

 

Für eine solche Erweiterung besteht dringender Handlungsbedarf, denn schon heute erreichen die Trambahnen auf der Mainzer Landstraße ihre Kapazitätsgrenzen. Künftige neue Wohngebiete im Frankfurter Westen werden die Situation noch verschärfen.  

 

Warum wird bei den Verantwortlichen der Stadt, die Möglichkeit einer solchen Erweiterung in Richtung Nied/Höchst nicht in Erwägung gezogen. Angesichts klammer Kassen der Kommunen und langer Planungsphasen, wäre es jetzt an der Zeit über eine solche Anbindung nachzudenken und die Voraussetzungen dafür zu schaffen!

 

Wie bei vielen anderen Nachverkehrsprojekten der Vergangenheit scheint auch in diesem Fall kein gesamtkonzeptionelles Denken für den weiteren Ausbau vorhanden zu sein. In Frankfurt wird leider nur kleinteilig, scheibchenweise gedacht! Hier mal zwei neue Stationen und zehn Jahre später eine Erweiterung um zwei oder drei weitere Stationen, so wird die auch im Römer angestrebte Mobilitätswende nicht gelingen. 

 

Wenn Menschen vom Auto auf den ÖPNV umsteigen sollen, dann brauch es dafür ein schnelles und attraktives Verkehrsmittel, die U-Bahn ist ein solches Transportmittel. Eine Straßenbahn hat deutlich geringere Kapazitäten und ist zu langsam.

 

Bei einer Realisierung einer Stadtbahn über die Mainzer Landstraße nach Nied/Höchst sollte die Tram von der Innenstadt kommend an der Mönchhofstraße enden.

 

Dort könnte ähnlich wie an der Endstation der U-Bahn- und Straßenbahn in Ginnheim ein Übergang zur Stadtbahn geschaffen werden.

 

Wie lange sollen die Pendler aus dem Frankfurter Westen auf einen schnellen und attraktiven Nahverkehr mit der U-Bahn eigentlich noch warten, über den sich die Bewohner von Bornheim oder Bockenheim schon seit vielen Jahrzehnten freuen?

 

Die Verkehrswende gelingt nur, wenn die Menschen aus den westlichen Stadtteilen Höchst, Nied oder Griesheim ebenso komfortabel zur Frankfurter Innenstadt gelangen, wie jene im Frankfurter Osten. (kl)

 

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