Frankfurt wächst weiter

redaktioneller Beitrag von Klaus Leitzbach veröffentlicht am 22. Mai 2023

Skyline Frankfurt © dokuphoto.de/Klaus Leitzbach
Frankfurt wächst nicht nur nach oben © dokuphoto.de/Klaus Leitzbach

 

Frankfurt wächst weiter - aber nicht nur nach oben, auch die Einwohnerzahl wird in den nächsten Jahren nach kräftig wachsen.

 

Wie Eileen O´Sullivan (Volt), die zuständige Dezernentin für Statistik vergangene Woche bekanntgab, wird in den kommenden fünf Jahren die Einwohnerzahl von Frankfurt die neue Höchstzahl von 800.000 Einwohnern übertreffen. 

 

Bis zum Jahr 2045 werden es sogar 843.000 Menschen sein, die in Frankfurt leben.

 

Dies wäre eine Steigerung um 80.000 Einwohner gegenüber heute. Diese Zahlen entsprechen weitgehend dem integrierten Stadtentwicklungskonzept, wie aus dem Römer zu hören ist, dennoch stellen sie die Stadt vor große Herausforderungen. 

 

" Bis zum Jahr 2045 werden in Frankfurt 843.000 Menschen leben "

 

Wo sollen die Menschen im Jahr 2028 leben? Der Fortschritt beim Wohnungsbau in der Stadt und der Weiterentwicklung von neuen Wohnquartieren ist überschaubar und verspricht keine baldige Entlastung auf dem angespannten Wohnmarkt der Stadt.

 

Zwar wird überall in der Mainmetropole gebaut, aber meist sind es teure Eigentumswohnungen die gebaut werden, bezahlbare neue Wohnungen sind weiterhin rar. 

 

Dennoch sehen die Verantwortlichen der Stadt die steigende Bevölkerungsentwicklung gelassen.

 

" Massiver Widerstand von Anrainerkommunen und Landwirten verhindert die Ausweitung des geplanten Stadtteils der Quartiere und des Stadtteils Steinbach-Ost auf Frankfurter Stadtgebiet westlich der A5 "

 

Der designierte Planungsdezernent Marcus Gwechenberger sieht nicht das Wohnungsangebot der Stadt, sondern das Arbeits- und Ausbildungsangebot als Zuzugsgrund  in die Stadt.

 

Dennoch sei der Bau neuer Wohnviertel mit bezahlbaren Mieten voranzutreiben. Eine Schlüsselrolle kommt hierbei dem Stadtteil der Quartiere im Frankfurter Nordwesten zu. Der nach dem massiven Widerstand von Anrainerkommunen und Landwirten nun deutlich verkleinert konzipierte neue Stadtteil soll in den kommenden Jahren östlich der A5 und nicht auch westlich auf der anderen Seite der Autobahn gebaut werden.

 

Immer höhere Hürden im Klimaschutz stehen im Widerspruch mit den Bau bezahlbarer Wohnungen in Frankfurt

 

Bestehende Wohnviertel müssen durch sogenannte Verdichtung, durch Aufstockung wie zum Beispiel in der Platensiedlung in Ginnheim erweitert werden. Diese Art des Bauens steuert der immer weiter voranschreitenden Versiegelung von Flächen entgegen und ermöglicht dennoch den Bau dringend benötigten Wohnraums.

 

Dennoch muss auch die Ausweisung neuer Bebauungspläne für Neubaugebiete für Wohnviertel ins Auge gefasst werden.

 

So hat man bereits im Jahr 2014 den dringenden Bedarf an Wohnungen erkannt und in einen Sammlungsbeschluss zur Aufstellung mehrerer vorrangig  zu bearbeitender Bebauungspläne zusammengefasst.

 

" So richtig vorangekommen sind die Neubaupläne der Wohnviertel aus dem Jahr 2014 noch nicht "

 

Dazu zählen das Schönhofviertel in Bockenheim, Hilgenfeld am Frankfurter Berg und das neue Wohnquartier neben der Anne-Frank-Siedlung  in Eschersheim. Aber so richtig vorankommen sind diese Neubaupläne der Wohnviertel außer im Schönhofviertel seither nicht. Immerhin gibt es im Hilgenfeld Arbeiten zur Bauvorbereitung, wenn auch der Baubeginn um ein Jahr auf 2024 verschoben wurde.

 

Neubauquartier Hilgenfeld - Baustart auf 2024 verschoben

Hilgenfeld Sommer 2023 © dokuphoto.de/Klaus Leitzbach

Stadträtin Rosemarie Heilig sieht den Bevölkerungszuwachs mit Sorge

Stadträtin Rosemarie Heilig (Grüne) © dokuphoto.de/Klaus Leitzbach
Rosemarie Heilig (Grüne) © dokuphoto.de/Klaus Leitzbach

 

Um dem Klimawandel in Frankfurt etwas gegenzusetzen ist es für Stadträtin Heilig unverzichtbar, das versiegelte Flächen begrünt werden, außerdem müsse der bereits von der Stadtverordnetenversammlung verabschiedete Beschluss Fassaden und Dächer zu begrünen umgesetzt werden. Umweltdezernentin Heilig befürchtet, dass der Erhalt von Grünflächen mit zunehmenden Bevölkerungswachstum immer schwieriger werde. In der Vergangenheit gab es Stimmen, die im innerstädtischen Bereich wohnraumnahen Schrebergärten nach außen an den Stadtrand zu verlagern (ähnliche Pläne gibt es auch in anderen Städten wie in Berlin). Doch gerade diese Kleingärten sind eminent wichtig für das Stadtklima. Denn in Schrebergärten gibt es nur wenig versiegelte Flächen und das dort vorhandene Grün versorgt die Luft mit Feuchtigkeit. Niederschläge können versickern und laufen nicht einfach ab. 

" Neue Wohnquartiere brauchen einen guten leistungsfähigen Anschluss an den ÖPNV "

 

Doch nicht alle Akteure sind sich einig. Der Geschäftsführer der Region Frankfurt-Rhein-Main

beim Deutschen Gewerkschaftsbund ist der Meinung, dass Frankfurt zusätzliche Wohn- und Gewerbeflächen brauche, das müssen auch diejenigen akzeptieren, die am liebsten gar nichts mehr versiegeln würden, ansonsten würden immer mehr Menschen unter langen Pendlerstrecken und wegen hohen Mieten und unter Kaufkraftarmut leiden. 

 

Das prognostizierte Bevölkerungswachstum beinhaltet also noch sehr viel Konfliktstoff und es ist abzuwarten wer sich am Ende durchsetzen wird.

 

Schon heute sind zu bestimmten Zeiten der ÖPNV an seinen Grenzen. Während neue Stadtquartiere entstehen mögen muss zunächst der öffentliche Personennahverkehr entschieden ausgebaut werden.

 

Es darf nicht, wie in der Vergangenheit geschehen (Riedberg, Frankfurter Bogen) so sein, dass zunächst neue Wohnviertel entstehen und dann erst die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgt. 

 

" Das Bevölkerungswachstum und der Klimawandel erfordern einen schnellen und attraktiven Ausbau des ÖPNV, für ideologisch motivierte Projekte ist kein Platz "

 

Leider wird in Frankfurt der Ausbau des ÖPNV oft nur ideologisch und nicht bedarfsgerecht gedacht. Schienengebundene Verkehrsmittel wie die Straßenbahn sind zwar sinnvoll und allenfalls besser wie ein Bus, dennoch sind Projekte wie die Ringstraßenbahn zwischen Ginnheim und Friedberger Warte nicht zielführend, denn hier gibt es bereits eine gute Verbindung mit der Linie M34, die durch intelligente Ampelschaltungen auf seiner Fahrstrecke und eigene Busspur noch deutlich beschleunigt werden könnte. 

 

Stattdessen muss nach aktuellen Plänen der Ringstraßenbahn befürchtet werden, dass die dazu notwendigen mehrjährigen Baumaßnahmen zu weiteren Beeinträchtigungen im Verkehrsraum führen werden.

 

So wird nach derzeitigen Planungen die künftige Ringstraßenbahn die Gleise der U5 zwischen Eckenheimer Landstraße und Gießener Straße mitbenutzen und die deutlich schnellere U5 ausbremsen. Das Bevölkerungswachstum und der Klimawandel erfordern einen schnellen und attraktiven Ausbau des ÖPNV, für ideologisch motivierte Projekte ist kein Platz.

 

Zwar sind die Zeiten als Frankfurt noch ein eigenes städtisches U-Bahn Referat hatte vorbei, dennoch muss auch der Ausbau der Stadtbahn zur Erschließung vorhandener und neuer Stadtteile wieder einen höheren Stellenwert erhalten.

 

Beides gehört zusammen: Der Ausbau des klimaschonenden attraktiven ÖPNV und der Bau neuer Wohnviertel. Nur so kann Frankfurt weiter wachsen, modern und zukunftsorientiert. (kl)