redaktioneller Beitrag von Klaus Leitzbach veröffentlicht am 17. Dezember 2021
Die Frankfurter Verkehrsgesellschaft (VGF) wird ihre bisher im U-Bahn- und Straßenbahnbereich genutzte konventionelle Zugsicherung durch ein neues, modernes und digitales System ersetzen: „Digital Train Control System Frankfurt“ (DTC). Nach einem vergaberechtlichen Verfahren, das Anfang 2021 gestartet wurde, beabsichtigt die VGF, den wichtigen Auftrag an Siemens Mobility zu vergeben.
VGF-Geschäftsführer Michael Rüffer sagte zur beabsichtigten Auftragsvergabe: „Wir werden in den kommenden Jahren die Zugsicherung unseres gesamten U- und dann auch Straßenbahnnetzes auf ‚DTC‘ umstellen. Hierzu brauchen wir einen leistungsstarken und kompetenten Partner, den wir in der Firma Siemens Mobility gefunden haben. Wir freuen uns sehr, mit Siemens eine Partnerschaft fortsetzen zu können, die schon 1899 ein Erfolgsmodell war, als Frankfurt 181 Straßenbahnen vom klassischen ‚Siemens-Typ‘ in Dienst stellen konnte.“
Die Technologie des DTC ermöglicht es, dass die Bahnen über Funk miteinander verbunden und in Echtzeit miteinander verknüpft sind.
„Mehr als 40 Städte weltweit vertrauen bereits unserer CBTC-Lösung ‚Trainguard MT‘. Wir sind stolz, dass wir diese innovative Technologie zum ersten Mal in Deutschland bei der VGF zum Einsatz
bringen können. Unsere Technologie verbindet höchste Verfügbarkeit, maximale Streckenkapazität, verkürzte Taktzeiten, bis zu 20 Prozent weniger Antriebsenergie mit höchstmöglicher Sicherheit“,
sagt Andre Rodenbeck, CEO für Rail Infrastructure bei Siemens Mobility. „Künftig können dann U-Bahn Züge im Frankfurter Netz alle zwei Minuten fahren.“
Zu Beginn sollen die Linien U4 und U5, inklusive der U5-Verlängerung ins Europaviertel, auf eine digitale Zugsicherung umgerüstet werden. Künftig sollen dann alle neuen Linien des U-Bahn-Systems sowie alle zehn Straßenbahnlinien sukzessive auf DTC umgestellt werden.
Das DTC-System werde erstmals in einer deutschen Stadt eingeführt und mache Frankfurt zum Vorreiter der Mobilitätswende, sagt Stadtrat Majer.
„Die Digitalisierung der Zugsicherung mit ‚DTC‘ ist ein Projekt, das in den kommenden Jahren nicht nur für den Frankfurter ÖPNV herausragende Bedeutung erlangen wird, sondern mit dem die Stadt und VGF bundesweit führend sein werden“, so Mobilitätsdezernent und Stefan Majer (Grüne).
Die Bedeutung von DTC für die Mobilitätswende ist auch an seiner finanziellen Förderung erkennbar: Erst am Montag, 13. Dezember 2021, hatte der hessische Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, Tarek Al-Wazir, der VGF einen Förderbescheid über 95,3 Millionen Euro übergeben, mit dem Bund und Land Hessen das Vorhaben mitfinanzieren. Insgesamt hat das Projekt, das auch einen langlaufenden Service-Vertrag umfasst, ein Volumen von rund 250 Millionen Euro. Förderfähig sind davon 230 Millionen Euro.
Systeme wie „Digital Train Control System Frankfurt“, also digitale Zugsicherungen, werden in der Branche als „Communication Based Train Control“ oder kurz „CBTC“ bezeichnet. Bis 2031 soll das ganze VGF-Netzt auf eine digitale Zugsicherung umgerüstet werden, zunächst alle neun Linien des U-Bahn-Systems, dann die zehn Straßenbahn-Linien. Den Anfang macht die „B-Strecke“ mit den Linien U4 und U5, inklusive der U5-Verlängerung ins Europaviertel, die – nach derzeitigem Plan – 2025 mit „DTC“-Zugsicherung in Betrieb gehen soll.
Hinter „CBTC“ verbirgt sich ein komplexes System von digitalen Signalen und Meldungen, die Fahrzeuge und Strecke permanent miteinander in Echtzeit austauschen. Verschiedene Komponenten auf der Strecke und in den Fahrzeugen machen diese funkbasierte, bidirektionale Datenkommunikation zwischen Zug und Infrastruktur möglich, bei der Fahrweg-Informationen über Funksystem auf die Züge übertragen werden. (Red.)