Ich heiße Felis und kam Ende März 2017 aus dem Tierschutz hierher. Was die Menschen hier
noch nicht ahnten, ich habe den Redaktionsalltag ganz schön verändert.
Früher haben sie den ganzen Tag durchgearbeitet und kaum Pause gemacht, heute lenke ich sie oftmals ab, indem ich schnurrend um ihre Beine schleiche, um auf mich aufmerksam zu machen.
Dann unterbrechen sie ihre Arbeit, streicheln mich und fragen: "Hallo Felis, möchtest du
etwas zu essen?" Auf diese Weise trage ich zu ihrer Entschleunigung bei.
Als Stubentiger habe ich natürlich genau wie meine Artgenossen meinen eigenen Kopf, und mache nicht immer dass, was die Menschen von mir wollen. Vielleicht liegt es aber auch an meinem ungarischen Temperament, denn bevor ich nach Deutschland kam, lebte ich in Ungarn.
Dort hat man mich aufgegriffen und ins Tierheim nach Frankfurt gebracht. Zunächst war ich dort
in Quarantäne. Danach kam ich in ein Zimmer zusammen mit einem Kater, den die Betreuer "Kalle" nannten. Das war für mich keine angenehme Zeit, denn dieser "Kalle" war ziemlich wild, sprang ständig herum und ärgerte mich, nur in meinem Korb, ihr seht das Bild unten, war ich sicher.
Doch dann entdeckten mich die Redaktionsleute besuchten mich oft und machten mir Hoffnung das sich die meine Situation bald ändern würde. Und tätlich einige Tage später befreiten sich mich von Kater Kalle und brachten mich in die Redaktion.
Die Fahrt mit dem Auto hierher, war aber nicht so schön für mich, ich hatte große Angst, denn ich wusste ja noch nicht, wo ich hinkam. Doch als der Transportkorb geöffnet wurde, schaute ich vorsichtig nach draußen, schließlich tapste ich vorsichtig nach draußen und schaute mich um, hier also soll ich jetzt leben, zwischen Aktenschränken, Schreibtischen und Monitoren. Was ich ganz besonders gut fand, mein Essen stand schon bereit. Flüssignahrung, das esse ich besonders gern, Trockenfutter und Wasser.
Ich glaube die Redaktionsleute haben mich in ihr Herz geschlossen, denn sie geben mir inzwischen allerlei Leckerli. Sie fragen dann immer: "Felis, möchtest du Katzenmilch oder möchtest du Katzenmalz?
Wenn ich dann schnurre, einen Buckel mache oder um ihre Beine schleiche holen sie dann eines der beiden genannten Leckerli oder manchmal auch beide. Da ich nicht lesen kann und nicht weiß was auf der Verpackung steht, weiß ich natürlich auch nicht wie das heißt was ich da esse, aber was ich weiß, beides schmeckt mir ausgezeichnet.
Eigendlich verschlafe ich die meiste Zeit, ob auf dem Schreibtisch im Bürostuhl, oder auf
dem Fußboden, ich kann eigentlich überall schlafen.
Oft wenn die Redaktionsleute weggehen, um wie sie sagen, eine Reportage oder ein Interview zu machen, setze ich mich auf den Schreibtisch und döse so vor mich ihn.
Wenn sie dann wieder zurückkommen und mich auf den Schreibtisch sehen sagen sie: "Felis war wieder sehr fleißig und hat für uns gearbeitet."
Was die Leute von der Redaktion natürlich nicht wissen, ich habe die meiste Zeit gedöst, oder mich mit ausgiebiger Körperpflege beschäftigt, indem ich mein Fell geputzt und meine Krallen gereinigt habe. Und zwischendurch bin ich auch vom Schreibtisch heruntergesprungen und habe
von den meist gutgefüllten Futternäpfen Nahrung zu mir genommen, um gleich danach wieder auf den Schreibtisch mein "Nickerchen" fortzusetzen.
Manchmal kommt jemand in die Redaktion mit einer Tüte, indem ein halbes Hähnchen ist. Dann bin ich gleich zur Stelle und miaue laut, was ich im Übrigen nur sehr selten tue. Dann bekomme ich immer etwas vom Hähnchen ab.
Übrigens bin ich überhaupt nicht ängstlich, ich erkunde meine räumlich limitierte Umwelt und bin an allem Neuem interessiert, besonders dann, wenn Gäste etwas mitbringen "untersuche" ich es gleich.
Oft trifft in der Redaktion ein Paket ein, nachdem die Redaktionsleute es geöffnet und dessen Inhalt entnommen haben, stellen sie es auf den Fußboden direkt vor meine Nase. Da das Paket interessant riecht, mache ich es mir darin bequem und lege mich hinein. Und dann bearbeite ich den Karton auch manchmal mit meinen Krallen und kratze an einer bestimmten Stelle des Pakets.
Leider ist eines meiner beiden Ohren unvollständig. Vielleicht hat ein Artgenosse oder ein anderes Tier einen Teil meines rechten Ohres abgebissen, als ich noch in Ungarn umherlief, ich weiß es nicht.
Überhaupt wissen die Redaktionsleute von meiner Vergangenheit und was ich alles durchgemacht habe sehr wenig. Dennoch haben sie mich hier sehr gut aufgenommen und ich fühle mich sehr wohl.
An warmen Tagen gehe ich gerne nach draußen auf den Balkon und springe dort auf den Kratzbaum, beobachte aufmerksam vorbeilaufende Passanten, Radfahrer, Hunde oder auch Autos.
Manchmal, meistens abends kommen aber auch andere Vierbeiner vorbei. Interessant finde ich die schwarzen Kaninchen, die gerne auf der gegenüberliegenden Seite das Gras fressen.
Aber mitunter kommt auch ein Artgenosse von mir vorbei, der dann kurz innehält und zu mir auf den Balkon hinaufblickt, um danach seinen Weg fortzusetzen.
Dann möchte ich euch noch von einer Situation berichtet, die ich bereits mehrfach hier auf dem Balkon erlebt habe. Plötzlich kam ein Vogel vorbeigeflogen, um dann direkt vor dem Balkon nur durch das Katzenschutznetz getrennt seine Flugkünste zu demonstrieren.
Dabei zwitscherte der Piepmatz laut und stand wie ein Hubschrauber an einer Stelle in der Luft mit seinen Flügeln schlagend. Das war eine sehr aufregende Situation für mich und ich bewegte mich auf dem Kratzbaum hin und her, doch der Vogel blieb für unerreichbar.
Apropos Kratzbaum, davon habe ich gleich drei an der Zahl. Während der eine auf dem Balkon steht, es ist eine einfache Variante, befinden sich zwei weitere drinnen.
In Anlehnung an Deutschlands höchstes Wohnhochhaus, den Frankfurter "Grandtower", bezeichnen die Redaktionsleute diese beiden Kratzbäume immer als "Grandtower I" und "Grandtower II", weil sie eine "Luxusvariante" eines Kratzbaums sind.
Die beiden ersten Bilder von mir entstanden im Tierheim in Fechenheim. Das erste Bild zeigt meine Unentschlossenheit, die ich auch heute noch oft habe. Toilette betreten oder nicht? Wenn dann meine Entscheidung gefallen ist und ich hineingehe, hört es sich danach für die Menschen immer an als würde ich versuchen die Wände von innen rauszutreten.
Doch ich bin weder aggressiv noch ein Rabauke, sondern habe ein sanftes liebevolles Wesen und möchte stets gekrault werden, was ich mit einem wohltuenden Schnurren beantworte.
Schnurren statt Miauen ist bei mir ohnehin angesagt, schon wenn die Redaktionsleute den Raum betreten fange ich meist an zu Schnurren. Miau hingegen gibts von mir nur ganz selten.
Jetzt habt ihr von meinen Leben einen kleinen Einblick erhalten. Schaut Euch auch die Bilder von mir im Bildarchiv auf der dieser Seite an.
Liebe Grüße
Eure Felis die Redaktionskatze
P.S.
Übrigens, da ich selbst nicht schreiben und lesen kann, hat den Bericht einer der Redaktionsleute
geschrieben.
Schon seit langen wurde unsere Redaktionskatze Felis wegen Niereninsuffizienz therapiert, doch
sie kam gut damit zurecht. Aber am 30. Dezember 2019 kam es plötzlich zu einem akuten Schub
ihrer chronischen Nierenerkrankung und Felis wurde zur Behandlung in die Tierklinik gebracht. Die Hoffnung Felis wieder mitzunehmen verschwand durch den aktuellen medizinischen Befund nach umfangreichen Untersuchungen sehr schnell. Felis wurde stationär aufgenommen. Nach einigen Tagen der Intensivbehandlung besserte sich ihr gesundheitlicher Zustand zusehends und sie sollte wieder entlassen werden.
Deshalb fuhren wir gegen 21 Uhr am Abend des 4. Januar zur Tierklinik, um Felis abzuholen. Doch
die diensthabende Tierärztin riet dazu, Felis noch eine Nacht zur Beobachtung in der Tierklinik dazubehalten, um sie weiter zu stabilisieren und auch die plötzliche Veränderung ihres Blutdrucks zu beobachten. So verabschiedeten wir uns von Felis in der Hoffnung sie am nächsten Tag mitnehmen zu können.
Doch wenige Stunden später, kurz nach 3 Uhr morgens wurden wir von der Tierklinik angerufen.
Der Gesundheitszustand von Felis hatte sich plötzlich gravierend verschlechtert. Deshalb fuhren wir sofort zur Tierklinik. Wir hatten noch die Möglichkeit uns von Felis zu verabschieden, doch kurze Zeit später war ihr Leben beendet. Wir verloren unsere Redaktionskatze Felis im Alter von nur 5 Jahren,
am Morgen des 5. Januar 2020.
Felis war eine stets liebenswerte Katze. Bei Streicheleinheiten und neuem Futter schnurrte sie laut und zufrieden. Auch begrüßte sie schnurrend unsere Besucher stets neugierig und ohne Scheu. Felis hatte stets großes Interesse an allen Veränderungen in der Redaktion.
Zwei Dinge liebte sie besonders: Neue Kartons die sie sogleich in Besitz nahm und den Duft frischer Hähnchen, der sie sofort anlockte und mit ihrem zarten Stimmchen ihren Anteil davon einforderte.
Natürlich mussten wir, aufgrund des schon lange bekannten Krankheitsbildes damit rechnen, dass irgendwann der gefürchtete Tag X kommt. Dennoch der plötzliche Tod von Felis macht uns alle sehr traurig.
Das Team
FRANKFURT MEDIEN REDAKTION