150 Jahre Palmengarten - Eröffnung des Blüten- und Schmetterlingshaus

redaktioneller Beitrag von Klaus Leitzbach veröffentlicht am 14. November 2021

150 Jahre Palmengarten © dokuphoto.de / Klaus Leitzbach
Eingang zum Palmengarten © dokuphoto.de / Klaus Leitzbach

 

Der Frankfurter Palmengarten gehört zu den renommiertesten Botanischen Gärten in Europa. In diesem Jahr feiert er sein einhundertfünfzigjähriges Bestehen.

Im Jubiläumsjahr freuen sich Frankfurter und auswärtige Besucher besonders auf eine neue Attraktion -

Das Blüten- und Schmetterlingshaus - im nordwestlichen Teil des 22ha großen botanischen Gartens.

 

Dort kann man die Ausstellung „Abgestaubt – von Blüten und ihren Besuchern“ bestaunen und hautnah mit den allerlei bunten Faltern in Kontakt treten, die durch die blütenreiche Halle herumfliegen.

 

Dieser Kontakt löst unterschiedliche Reaktionen aus: Faszination, Erstaunen oder auch Angst, bei kleinen Kindern, wie man im Schmetterlings- und Blütenhaus beobachten konnte. 

 

Für seine Vermittlungsarbeit und Programmgestaltung hat der Palmengarten in seinem Jubiläumsjahr erstmals ein Leitthema benannt, dass er in den kommenden beiden Jahren mit Führungen, Digital- und Printformaten begleiten wird.

 

Zauber der Schmetterlinge - Blick ins neue Blüten- und Schmetterlingshaus

Bildimpressionen aus dem Blüten- und Schmetterlingshaus © dokuphoto.de

 

Das neue Blüten- und Schmetterlingshaus steht im Mittelpunkt dieses ersten Leitthemas, das sich ausgiebig der „Blüten- und Bestäuberökologie“ widmet. Die Ausstellung thematisiert den großen Nutzen von Insekten für uns Menschen aber auch die Gefahr, in der sich Insekten heute befinden, denn in den vergangenen Jahren ist die Zahl der Insekten zu denen auch Bienen und Schmetterlinge gehören drastisch zurückgegangen.

 

In der Ausstellung „Abgestaubt – von Blüten und ihren Besuchern“ erfahren Palmengarten-Gäste, was der Bembel beziehungsweise sein Inhalt, der Apfelwein, mit der Biene zu tun hat und welche weiteren kulturellen und ökonomischen Leistungen Bestäuber für uns Menschen erbringen. Im Freiland und auch im angrenzenden Botanischen Garten können sie beobachten, welches Insekt welche Blüte anfliegt und wie der Bestäubungsvorgang vor sich geht.

 

Schmetterlinge leisten einen wertvollen Beitrag zu unserem Ökosystem

Schautafel - 150 Jahre Palmengarten © dokuphoto.de / Klaus Leitzbach
Schautafel © dokuphoto.de

 

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Insekten dramatisch zurückgegangen. Das zeigen Untersuchungen des Weltbiodiversitätsrates oder auch die Roten Listen gefährdeter Arten. Betroffen vom Rückgang sind auch Schmetterlinge. Welche Bedeutung haben Schmetterlinge für Ökosysteme? Was kann getan werden, um ihre Population wieder zu erhöhen?

 

Zwar können diese Fragen durch einen Besuch im Blüten- und Schmetterlingshaus nicht gänzlich beantwortet werden, dennoch ist dieses Haus ein wertvoller Beitrag zur Umwelterziehung. Besonders Kinder und Jugendliche gilt es für die Natur zu sensibilisieren und zu begeistern.

 

Denn: nur wer die Natur kennt, ist später auch bereit, sich für die Umwelt einzusetzen und somit auch für den Erhalt der Schmetterlinge, die einen wertvollen Beitrag für unser Ökosystem leisten.

 

Palmengarten und Botanischer Garten werden zu Modell-Lernort

 

Alle Besucher können mit neuen digitalen Angeboten ihr Wissen zuhause und unterwegs vertiefen.

 

„So werden Palmengarten und Botanischer Garten zu einem Modell-Lernort, der die Bedeutung der Bestäubung aus ökologischer und ökonomischer Sicht erklärt und verdeutlicht. Mit unserem sich durch alle Bereiche ziehenden Leitthema entsteht ein einzigartiges Bildungsangebot für sämtliche Zielgruppen – für Erwachsene und für Kinder vom Vorschulalter bis zum Schulabschluss.

 

Das Leitthema wird uns bis mindestens Ende 2023 begleiten – viel Zeit also, sich mit diesem vielschichtigen Thema intensiv zu beschäftigen“, sagt Dr. Katja Heubach, Direktorin des Palmengartens.

 

Bambuswald im Palmengarten © dokuphoto.de / Klaus Leitzbach
Am Bambuswald © dokuphoto.de

Die Geschichte des Frankfurter Palmengarten

 

Nach Annektierung des Herzogtums Nassau mit Wiesbaden durch Preußen im Jahr 1866 wurden umfangreiche Pflanzenbestände zum Kauf angeboten. Heinrich Siesmayer erwarb den gesamten Pflanzenbestand mit Pflanzen aus aller Welt. Im Jahr 1869 wurde in Frankfurt dadurch es möglich das  Palmenhaus mit exotischen Pflanzen aus aller Welt zu eröffnen. Zwei Jahre später wurde am 16. März 1871 schließlich der Frankfurter Palmengarten offiziell eröffnet. Seit jenem Jahr wurden die Sammlungen exotischer Gewächse kontinuierlich ausgebaut.

 

Noch heute gehört das Palmenhaus* zu den größten erhaltenen Konstruktionen seiner Art. Seit seiner Gründung sind im Palmengarten weitere Schauhäuser entstanden, so z.B. das Tropicarium. Darin werden die Pflanzen nach ihren natürlichen Vegetationszonen und Lebensräumen in die beiden Hauptkomplexe Trockene Tropen und Feuchte Tropen gezeigt.

 

 

Tropicarium - Vegetationszonen und Lebensräume

Frankfurter Palmengarten - Tropicarium © dokuphoto.de / Klaus Leitzbach
Tropicarium Foto: © dokuphoto.de

 

Siesmayers Wunsch war es, dass Palmenhaus zu einem Zentrum für exotische Pflanzen zu machen und gleichzeitig zu einem Ort, in dem sich die Frankfurter Gesellschaft vergnügte.

 

Dies wurde dadurch realisiert, dass das monumentale Pflanzenhaus mit einem daran angebauten Gesellschaftshaus, in dem sich ein prunkvoller Festsaal befand, kombiniert wurde. Gartengründer Heinrich Siesmayer blieb bis zu seinem Tod Direktor des Frankfurter Palmengartens. Er konnte sehen, wie sich sein zweifacher Bestimmungszweck des Palmenhauses erfüllte.

 

Als Frankfurt 1944 durch Bomben großflächig zerstört wurde blieb auch der Palmengarten nicht verschont, denn der Westflügel des Gesellschaftshauses und der Musikpavillon brannten nieder, und sämtliche Glasflächen gingen zu Bruch. Seit dem Ende der Sanierungsarbeiten 2012 erstrahlt das Gesellschaftshaus wieder in seinem ursprünglichen Glanz. 

 

Die vielfältige, exotische Blumen- und Blütenpracht seiner unterschiedlichen Schauhäuser und Außenanlagen machen den Frankfurter Palmengarten auch in seinem Jubiläumsjahr immer noch zu einem Publikumsmagnet für Gäste aus nah und fern. (kl)


Infos und Links

* Palmenhaus

Nach Fertigstellung des Palmenhauses im Jahr 1869 galt die Konstruktion als epochemachend. Das Gebäude aus Eisen und Glas, entworfen nach einem Patent der Pariser Weltausstellung von 1867, ist bis heute europaweit eines der größten seiner Art. Diverse Palmen unter seinem Glasdach die zu Siesmayers Zeiten vorhanden waren, wurden natürlich in der Zwischenzeit ausgetauscht, doch die ursprüngliche Gestalt des Gebäudes blieb erhalten.