redaktioneller Beitrag von Klaus Leitzbach und Friedhelm Herr
"Auf der IAA geben wir Millionen aus, das Geld könne man anders,
ja smarter einsetzen".
Die IAA 2019 steht voll im Trend der E-Mobilität, und viele neue elektrische und teilelektrifizierte Modelle sind auf der diesjährigen IAA zu sehen. Dennoch könnten es noch viel mehr sein, denn
viele Hersteller bleiben der Autoschau in Frankfurt fern.
Rund 30 Automarken sind in Frankfurt nicht dabei, dazu zählen die namhaften Hersteller Peugeot, Citroen, Volvo, Toyota, Fiat und Nisan. Natürlich gibt es bei jeder IAA Absagen, aber die hohe Zahl gefährdet lässt um die Zukunft der Messe bangen.
Der Autohersteller Volvo kommt bereits seit 2015 nicht mehr zur Internationalen Automobil-ausstellung in die Mainmetropole. Beim ersten Fernbleiben begründete dies der damalige Marketing- und Vertriebsvorstand Alain Visser wie folgt: "Auf der IAA geben wir Millionen aus, das Geld könne man anders, ja smarter einsetzen".
Erst eröffnet VDA-Präsident Bernhard Mattes die IAA, dann tritt er zurück – nur wenige Stunden später
Erstmals wurde in diesem Jahr die VDA-Pressekonferenz zum Auftakt der IAA, um eine Woche vorgezogen und fand bereits am Montag den 2. September statt.
Die Gründe dafür legte Bernhard Mattes, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA),
(siehe Bild oben) auf der Pressekonferenz da und nannte drei Gründe dafür:
Erstens unterscheidet sich diese IAA – und das gesellschaftlich-politische Umfeld – stark von bisherigen Veranstaltungen. Es sind Demonstrationen im Umfeld der IAA angekündigt. Wir haben diesen NGO ein Dialogangebot gemacht. Darüber wollen wir Sie informieren.
Zweitens haben wir die IAA neu und umfassender konzipiert. Wir wollen Ihnen das näher erläutern.
Und drittens möchten wir Ihnen die Möglichkeit geben, sich frühzeitig auf die IAA vorzubereiten, bevor es am 9. September mit den ersten Veranstaltungen losgeht. Überdies werde ich Ihnen einen kurzen Überblick über die Märkte unter Berücksichtigung der Handelskonflikte geben.
Während des Besuchs von Bundeskanzlerin Merkel stiegen vier Greenpeace-Aktivistinnen auf Autodächer und hielten gelbe Transparente mit der Aufschrift "Klimakiller" hoch, darüber ein brennendes Auto.
"Die Automobilindustrie verspürt erheblichen Gegenwind, in Zeiten des Klimawandels und Fridays for Future ist auch die gesellschaftliche Stimmung aufgeheizt und in Bezug auf die zukünftige Ausrichtung der Mobilität gespalten".
Das IAA-Leitmotiv ist “Driving tomorrow“: Das Morgen zu gestalten ist unser Anspruch!
Die Automobilindustrie befindet sich in einem enormen Transformationsprozess, der durch drei Herausforderungen geprägt ist:
All diese Punkte betreffen sowohl den Industriestandort Deutschland - das spüren unsere Hersteller und Zulieferer - als auch den gesellschaftlichen Diskurs, so Mattes.
Übersetzt heißt dies: Die Automobilindustrie verspürt erheblichen Gegenwind, in Zeiten des Klimawandels und Friday for Future ist auch die gesellschaftliche Stimmung aufgeheizt und in bezug auf die zukünftige Ausrichtung der Mobilität gespalten.
Dennoch zeigt sich Mattes optimistisch: „Wir sind nicht nur Ausstellung, sondern wir sind mehr.
Wir sind die Plattform für die individuelle Mobilität der Zukunft.“
Ob es allerdings die IAA in zwei Jahren noch geben wird bleibt offen, nicht alle Automobilexperten sind davon überzeugt. Das Sinken der Anzahl der Aussteller von 1.000 auf knapp 800 in diesem Jahr kann ein Indiz sein.
Zweifellos wurde die Präsentation des neuen VW ID.3 mit großer Spannung erwartet - denn er steht wie kein anderes Fahrzeug stellvertretend für die Zeitenwende der Branche hin zur Elektromobilität.
Der besondere Reiz des VW ID.3 - er wurde von beginn an als Elektroauto konzipiert. Ähnlich
wie der Golf, soll er als bezahlbares Kompaktmodell (ab knapp 30.000 Euro) mit Elektroantrieb massentauglich sein. Doch ob diese Vision der Wolfsburger Autobauer Wirklichkeit wird bleibt abzuwarten. Je nach Batterieausstattung soll der ID.3 bis zu 550 Kilometer Reichweite auf die Straße bringen, und würde damit im Vergleich zu heutigen Fahrzeugen mit nicht-regenerativen Antrieben konkurrenzfähig sein.
Erstmals gibt es auf der IAA neben Elektrofahrzeugen der Luxusklasse im größeren Umfang auch E-Autos verschiedener Hersteller für den Normalverdiener.
Obwohl deren Zahl rasant wächst, wird das einst (2010) von der Bundesregierung ausgegebene Ziel, dass bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen fahren bei weitem nicht erreicht.
Automatisiertes und autonomes Fahren ist ein wichtiger Baustein für die Mobilität der Zukunft, sagen Politik und Autohersteller.
Doch geht dabei nicht der sogenannte "Spass am Autofahren" verloren? Auf der IAA ist ein elektrisch betriebener Shuttle-Bus (Bild links) im Einsatz, der auf einer Strecke von 400 Metern pendelt, und eines nicht hat - einen Fahrer, der hinter dem Lenkrad sitzt.
Vor allem der schleppende Ausbau der Infrastruktur von öffentlichen Ladesäulen für E-Autos ist bisher ein großes Problem und hat viele Käufer abgehalten sich ein Elektrofahrzeug anzuschaffen.
Zu den Elektroautos, die in Frankfurt präsentiert werden, zählen reine batterieelektrische Fahrzeuge und sogenannte Plug-in-Hybride (PHEV), also Fahrzeuge mit einem Verbrennungsmotor und einem Elektromotor, bei denen der Akku über einen Stecker geladen wird.
Auf der IAA gibt es auch Autos mit Brennstoffzelle, auch diese fahren elektrisch. Bei diesen Fahrzeugen dient getankter Wasserstoff dazu, in der Brennstoffzelle Strom zu erzeugen, mit dem
der Elektromotor des Autos angetrieben wird. Aber auch hier fehlt ein flächendeckendes Netz von Wasserstofftankstellen.
Während draußen vor der Messe auf Frankfurter Straßen Tausende gegen die derzeitige Klimapolitik der Bundesregierung und gegen die Autoindustrie protestieren, präsentieren viele Hersteller auf dem Messegelände weiterhin PS-starke SUVs und andere Modelle mit leistungsstarken Diesel-Motoren.
SUVs verkaufen sich wie geschnitten Brot und versprechen hohe Gewinne. Aktuell gibt es über 120 verschiedene Modelle dieses Segments. Und so liegen hierzulande SUVs - die Zwitter von Limousine und Geländewagen trotz Klimakrise und Schülerbewegung Fridays for Future weiterhin im Trend.
SUVs verkaufen sich wie geschnitten Brot und versprechen hohe Gewinne. Aktuell gibt es über 120 verschiedene Modelle dieses Segments. Und so liegen hierzulande SUVs - die Zwitter von Limousine und Geländewagen trotz Klimakrise und Schülerbewegung Fridays for Future weiterhin im Trend.
Die nicht gehaltene Rede von OB Feldmann, der im Gegensatz zu den Vorjahren nicht auf der IAA eingeladen wurde, veröffentlichte dieser kurzerhand auf Facebook
Der Automobilverband VDA hat die diesjährige IAA trotz massiver Proteste von Autogegnern, Klimaschützern und interner Querelen als Erfolg gewertet. "Das diese IAA weniger Besucher als 2017 ausweisen würde, hatten wir erwartet", so der scheidende VDA-Präsident Bernard Mattes auf der Abschluss-Pressekonferenz. Waren es 2015 noch 931.700 Besucher, sank die Besucherzahl 2017 auf knapp 810.000. Dieses Jahr kamen laut Veranstalter schließlich nur noch etwa 560.000.
Ob die IAA in zwei Jahren wieder in Frankfurt stattfindet, ist ungewiss. Hersteller und Zulieferer diskutieren ein neues Messekonzept mit wechselnden Veranstaltungsorten, dabei sind die Messestandorte Köln oder Berlin im Gespräch. (kl)
Die IAA findet künftig nicht mehr in Frankfurt sondern in München statt!