redaktioneller Beitrag von Klaus Leitzbach veröffentlicht 19. Oktober 2019
Die Frankfurter Buchmesse ist in diesen Tagen wieder die Welthauptstadt der Ideen und wird zum weltweiten Handelsplatz für gedruckte und digtale Inhalte.
Hier treffen sich Vertreter der Technologiebranche, Kreativindustrie oder der Film- und Gamesbranche zum Austausch mit Publishingexperten.
In Frankfurt gibt alles was lesenswert oder auch weniger lesenswert ist. Die 71. Frankfurter Buchmesse findet in Zeiten des globalen gesellschaftlichen und politischen Umbruchs statt.
Quelle: YouTube/Frankfurter Buchmesse
Auch in diesem Jahr haben sich die Architekten des Ehrengastland-Pavillon zur Aufgabe gemacht,
das Gastland durch die Exponate sowohl literarisch, kulturell als auch menschlich darzustellen.
Besucher blicken auf Tische mit Büchern die Segelboote, Rentiere oder Landschaften darstellen.
Und jeder dieser Tische widmet sich einem bestimmten Thema, wie Klima, Natur, Tourismus oder auch Comics.
„Einen Roman zu schreiben ist einfach. Das Schwierige ist, dahin zu kommen,
wo es einfach ist.“
Zu den bekannten norwegischen Autoren die nach Frankfurt gekommen sind, gehört
Karl Ove Knausgård. Im Gespräch mit Buchmesse-Direktor Juergen Boos auf der Bühne
im Ehrengast-Pavillon spricht er über seine zeitweisen Schreibblockaden.
Knausgårds autobiografischen Werke, die sechs Bände „Sterben“, „Lieben“, „Spielen“, „Leben“, „Träumen“ und „Kämpfen“ sind zwar umfangreich und in kurzer Zeit entstanden - dennoch habe
er vier Jahre nicht schreiben können.
„Ich war total blockiert. Ich wollte über den Tod meines Vaters schreiben, aber ich konnte keinen Weg finden, an den ich hätte glauben können. Das war mein Full-Time-Job für vier Jahre. Können Sie sich vorstellen: Sie gehen vier Jahre lang zur Arbeit und versagen jeden Tag. Das ist schrecklich.“
„Einen Roman zu schreiben ist einfach. Das Schwierige ist, dahin zu kommen, wo es einfach ist.“, so Knausgård.
Heute werde er von jungen Kollegen oft um Rat gefragt. „Der einzige Rat, den ich geben kann ist: nie aufgeben.“
Sascha Lobo
Wer die Buchmesse besucht der kann Prominente aus Fernsehen, Sport und Politik live sehen,
denn diese wechseln auf den verschiedenen Bühnen die Plätze. Sascha Lobo erklärt in seinem neuen Buch "Realitätsschock", warum die Welt plötzlich aus den Fugen geraten zu sein scheint.
Lobo zitiert im Gespräch auf der ARD-Bühne eine Umfrage, aus der hervorgehe, dass „75 Prozent der Berlinerinnen und Berliner sagen: ‚Videoüberwachung finde ich total super‘, ohne zu wissen, was diese Systeme alles können.“
Vielfältige Möglichkeiten für die Verwendung eines Buches - gesehen bei Livro Halle 3.1 Stand H 86
Einen Verlag zu finden, ist für viele Autoren schwer. Immer mehr setzen deshalb auf Selfpublishing.
Selbstverleger können sehr frei und selbstbestimmt ihre Bücher an den Markt bringen.
Dadurch werden viele Konzepte ausprobiert, viele Nischen besetzt und Themen zu Büchern und an den Buchmarkt gebracht, die es ansonsten schwer gehabt hätten.
Zu den Anbietern, die diesen Trend unterstützen gehört Livro. Auf der Frankfurter Buchmesse
bietet Livro in Halle 3.1 am Stand H 86 Selfpublishern und Kleinverlegern die Möglichkeit ihre Titel auszustellen und zu bewerben.
Umgeben von großen Verlagen können sie ihre Werke einem breiten Publikum vorstellen und damit den Bekanntheitsgrad unter Buchändlern und Kunden erhöhen.
An 23 Tischen des Ehrengast-Pavillons wird unterschiedliche norwegische Literatur dargestellt. Von den Tischen erheben sich Röhren die durch unterschiedliche Verästelungen in die Luft zu Skulpturen werden. Der fantasievolle Betrachter erkennt zum Beispiel an einem Tisch ein Rentier, und findet auf dem Tisch darunter samische Literatur.
Tatsächlich sind die Tische mit den unterschiedlichsten norwegischen Büchern belegt. Es gibt Bücher mit Gedichten, Krimis oder Bücher mit Anleitungen für Handarbeiten. Neben zahlreichen Neuerscheinungen aus Norwegen gibt es auch Klassiker von Ibsen und Hamsun.
© ffm-medien.de / Klaus Leitzbach
Interessant ist auch, was mit den Büchertischen nach Ende der Buchmesse geschieht, denn sie werden an deutsche Buchhandlungen verschenkt, um für die enge Zusammenarbeit zu danken.
Nicht nur in Frankfurt, sondern im ganzen deutschsprachigen Raum finden in diesem Jahr mehr als 1000 Auftritte norwegischer Autoren, Illustratoren, Musiker und Künstler statt.
Das Sachbuch "Ist die Schule zu blöd für unsere Kinder?" von Jürgen Kaube, dem Mitherausgeber
der FAZ, wird einigen Lehrerinnen und Lehrern ganz sicher nicht gefallen. Denn es stellt die gegenwärtige deutsche Schulpädagogik in vielen Bereichen in Frage.
So hält er zum Beispiel die Vorstellung für falsch, dass Kinder durch einen Unterricht mit Computern und Internet kognitiv gefördert werden. Im LitCam Talk in Halle 3 nannte er noch weitere Aspekte seiner Kritik, die er ausführlich in seinem Buch beschreibt.
© ffm-medien.de
Mit einem Besucherplus von 9,2 Prozent am Messewochenende und einem leichten Wachstum von 1,8 Prozent an den Fachbesuchertagen ist die 71. Frankfurter Buchmesse am Sonntag den 20. Oktober zu Ende gegangen. 302.267 Besucherinnen und Besucher (2018: 285.024) kamen zur Messe, das entspricht einem Plus von 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. (kl)