Redaktioneller Beitrag von Klaus Leitzbach
veröffentlicht 4. März 2017
Die Ausstellung "Making Heimat. Germany, Arrival Country", wird im DAM auf zwei Etagen präsentiert.
Das DAM hatte bereits 2016 in Venedig auf der Internationalen Architekturausstellung für den Deutschen Pavillon diese Ausstellung realisiert.
In Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt wird die Ausstellung mit aktualisierten und erweiterten Themenfeldern sowei der Dokumentation und Rezension des Deutschen Pavillons erneut präsentiert.
Making Heimat, Germany, Arrival Country reagiert darauf, dass 2015 und 2016 mehr als eine Million Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind. Bevor aus vielen der Flüchtlinge in Deutschland reguläre Einwanderer werden können, leben Tausende von ihnen noch in Not- und Gemeinschafts- unterkünften.
Kurzfristig und temporäre Unterkünfte werden dringend benötigt, aber genauso notwendig sind neue Ideen und bewährte Konzepte zur Integration.
Der Titel Making Heimat bringt eine neue, aktive Ebene in die Diskussion:
Wie kann Heimat "gemacht" werden? Und von wem?
Heimat ist ein deutscher Begriff, der sich schlecht in andere Sprachen übersetzten lässt. Weder homeland oder home country im Englischen, noch casa oder patria im Italienischen und Spanischen umfassen die Vielfalt der Deutungen im Deutschen.
Autor Saunders, Kuratorin Anna Scheuermann und DAM Direktor Schmal | Saunders im Interview © frankfurtmedien.de / Klaus Leitzbach
Für die Ausstellung in Frankfurt wurden in enger Zusammenarbeit mit dem kanadischen Autor
Doug Saunders "Die neue Völkerwanderung, Arrival City" acht Thesen zur Arrival City erarbeitet.
Welche architektonischen und städtebaulichen Bedingungen müssen in den Arrival Cities gegeben sein, damit sich die Einwanderer erfolgreich integrieren können?
Doug Saunders hat weltweit Arrival Cities besucht. Seine Beobachtungen stützen sich auf Besuche in Slums und Favelas. Diese Viertel sind und bleiben arm, aber sie haben eine hohe Fluktuation. Sie bieten günstige Mieten, Zugang zu Arbeitsplätzen und ein kulturelles, ethnisches Netzwerk, dass die Ankommenden aufnimmt und einen sozialen Aufstieg durch Selbstintegration ermöglicht.
Beim Presserundgang bemängelte DAM Direktor Schmal, dass genau diese Voraussetzungen
im neuen Frankfurter Europaviertel fehlen. Gerade kleine Geschäfte hätte man im Europaviertel
im Erdgeschossbereich einrichten müssen, denn sie seien für die Selbstintegration von Neuankommenden ein wichtiger Indikator.
Für die Kuratoren ist Offenbach ein Musterbeispiel für eine Arrival City. Offenbach hat mit
159 Nationalitäten den höchsten Ausländeranteil einer Stadt in Deutschland als auch in Europa.
Deshalb steht Offenbach im Frankfurter Museum im Mittelpunkt der Ausstellung "Making Heimat".
Ein großes Pappmodell zeigt das Offenbacher Mathildenviertel. Neue Infotafeln zeigen Statistiken,
die die Behauptung widerlegen, Offenbach sei ein Ghetto oder eine Hochburg der Kriminalität, so
Kai Völker Urbanist und Professor an der HfG Offenbach.
Prof. Kai Völker - Hochschule für Gestaltung Offenbach | Pappmodell der Mathildenviertel Fotos: © frankfurtmedien.de / Klaus Leitzbach