Frankfurter Buchmesse 2016 - Eröffnungsfeier. Messetage.

redaktioneller Beitrag von Klaus Leitzbach und Friedhelm Herr

Die Frankfurter Buchmesse 2016 geprägt von gesellschaftlichen Debatten um die Zukunft Europas

 

„Wir beschäftigen uns intensiver denn je mit der Frage, wie die Kreativen, die Schöpfer von geistigem Eigentum, von ihrer Arbeit leben können. Welche Geschäftsmodelle, welche Regelungen und Gesetze sind notwendig? Und welche Netzwerke erleichtern den internationalen Austausch?

Diese Themen stehen in diesem Jahr bei unserem neuen Projekt THE ARTS+ auf der Agenda“

Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse

Pressekonferenz © docunews.de/ Friedhelm Herr
Pressekonferenz © docunews.de / Friedhelm Herr

 

Es gibt keinen anderen Ort auf diesem Planeten, wo eine derartige Meinungsvielfalt und unterschiedliche Denkmuster in knapp einer Woche sichtbar werden.

 

Die Frankfurter Buchmesse 2016 macht besonders kulturelle und politische Unterschiede sichtbar und versucht dennoch Gemeinsamkeiten und kreative Schnittpunkte zu finden.

 

Dies machte schon die Eröffnungs-Pressekonferenz und der Eröffnungsfeier im Congress Center deutlich. Diese Meinung teilt der Direktor der Buchmesse Juergen Boos, wenn er sagt: 

 

„Als größte internationale Messe für Inhalte ist die Frankfurter Buchmesse der Ort, an dem sich die Komplexität einer zunehmend vernetzten Welt, ihre Fragmentierung aber auch ihre Vielfalt deutlich ablesen lässt".


EU-Parlamentspräsident Martin Schulz fordert einen Aufstand der Anständigen gegen den wachsenden Populismus in Europa

Martin Schulz © docunews.de / Klaus Leitzbach
Martin Schulz © docunews.de / Klaus Leitzbach

 

 

 

 

 

„ Es gilt, unser europäisches Gesellschaftsmodell gegen die Feinde der Freiheit zu verteidigen "

 

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz

auf der Eröffnungsfeier

 

Für das Wort und die Freiheit steht die diesjährige Bücherschau auch deshalb in diesem Jahr, weil Autoren wie Timothy Garton Ash, Mathias Énard, Ian Kershaw, Herfried Münkler, Boualem Sansal  oder Elif Shafak nach Frankfurt gekommen sind.

 

Autoren, die mit ihren Werken Antworten auf drängende gesellschaftliche und politischen Fragen suchen, wozu auch die aktuelle Bedrohung der Rede- und Meinungsfreiheit oder die Migration und Integration zählen.

 

„Diese Autoren verbringen Jahre ihres Lebens damit, die Phänomene unserer Zeit zu untersuchen

und Teilsegmente des Weltgeschehens zu erklären“, sagte Juergen Boos. „Ihre Werke helfen uns, unsere Gegenwart zu ordnen. Die Frankfurter Buchmesse unterstützt die Autoren, Verlage und Publizisten bei ihrer Arbeit – indem wir Strukturen und Netzwerke schaffen und ihnen Plattformen

zur Verfügung stellen.“

 

Autoren. Moderatoren. Meinungen.

„In unserer von Spaltung, Dissens und Konfrontation geprägten Zeit muss die Buch- und Medienbranche ihre wichtige Rolle wahrnehmen. Gerade jetzt braucht die Gesellschaft starke und unabhängige Ideen- und Inhaltsvermittler, die Informationen und Geschehnisse einordnen, hinterfragen und differenzieren.

 

Bücher verbreiten Wissen, Geschichten und Erfahrungen. Nie waren Buchmenschen und Kulturschaffende wichtiger als heute“, sagte Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins

des Deutschen Buchhandels, auf der Eröffnungspressekonferenz.

 

Neben politischen und gesellschaftlichen Debatten und aktuellen Branchenthemen wie der Urheberrechtsreform rückt die 68. Frankfurter Buchmesse die Kunst und Künstler in den Mittelpunkt:

„Wir beschäftigen uns intensiver denn je mit der Frage, wie die Kreativen, die Schöpfer von geistigem Eigentum, von ihrer Arbeit leben können. Welche Geschäftsmodelle, welche Regelungen und Gesetze sind notwendig? Und welche Netzwerke erleichtern den internationalen Austausch?

 

Diese Themen stehen in diesem Jahr bei unserem neuen Projekt THE ARTS+ auf der Agenda“,

sagte Juergen Boos.

 

Vom 19.-23. Oktober findet THE ARTS+ zum ersten Mal während der Frankfurter Buchmesse statt.

Mit einer eintägigen Konferenz (Mittwoch, 19. Oktober 2016) und fünftägigen Messe (Halle 4.1)

bietet THE ARTS+ den idealen Rahmen, um Digitalisierung als Chance zu diskutieren und neue Geschäftsmodelle in der Kultur- und Kreativindustrie auf den Weg zu bringen.

 

Die Nutzung von Artificial Intelligence in der Content-Entwicklung, die Verwendung vom 3D-Druck in den Bereichen Architektur und Mode, der Einsatz von Virtual-Reality-Umgebungen in Museen und der Stadtplanung oder digitale Marktplätze für kreative Produkte sind nur einige Beispiele, wie sich neue Technologien in der Kulturbranche integrieren lassen.

 

Bilderstrecke: Eröffnungskonferenz. Eröffnungsfeier. Messetage.

Das Thema Spaltung, Dissens, Konfrontation und die gesellschaftlichen Umbrüche in Europa

und anderswo auf der Welt wurde auch in den Reden bei der feierlichen Eröffnung der

Frankfurter Buchmesse am Abend im Congress Center thematisiert.

 

Zur 68. Frankfurter Buchmesse vom 19.-23. Oktober 2016 werden rund 7.100 Aussteller aus über

100 Ländern erwartet. Damit bewegt sich die Buchmesse größenmäßig auf Vorjahresniveau.

Rund 4.000 Veranstaltungen sind im Veranstaltungskalender der Buchmesse gelistet. Rekordzahlen vermeldet dieses Jahr das Literary Agents & Scouts Centre (LitAg): Über 700 Agenten und Scouts vertreten 300 Agenturen aus allen Sprachräumen in Frankfurt.

 

Ein Wachstumsbereich auf der Buchmesse – wie auch auf den internationalen Buchmärkten – ist das Segment Kinder- und Jugendbuch: In den Hallenebenen 5.1 und 6.1 wurde deshalb ein neues internationales Areal geschaffen - rund 300 Kinder- und Jugendbuchverlage präsentieren sich auf einer 4.000 Quadratmeter großen Fläche. An den Frankfurt Hot Spots – den Schaufenstern für Technologie und digitale Innovationen der Frankfurter Buchmesse, stellen in diesem Jahr 90 Aussteller aus 26 Ländern ihre Produkte vor, insgesamt 170 Veranstaltungen und Präsentationen können an den vier Hot-Spot-Bühnen besucht werden.

 

Eröffnungsfeier: Niederlandes König Willem das belgische Königspaar Mathilde und Philippe und EU-Parlamentspräsident Martin Schulz

Bildrechte: © docunews.de/ Klaus Leitzbach

Carolin Emcke: Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels

 

" Das Werk von Carolin Emcke ist Vorbild für gesellschaftliches Handeln in einer Zeit, in der politische, religiöse und kulturelle Konflikte den Dialog oft nicht mehr zulassen "

Stiftungsrat des Friedenspreises

Carolin Emcke - Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels 2016 © docunews.de / Klaus Leitzbach
Carolin Emcke - Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels 2016 © docunews.de / Klaus Leitzbach

 

Die Publizistin und Philosophin Carolin Emcke wird in diesem Jahr mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.

 

Carolin Emcke ist, so die Begründung des Stiftungsrates, eine "Journalistin und Publizistin, die mit ihren Büchern, Artikeln und Reden einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Dialog und zum Frieden leistet. Ihre Aufmerksamkeit gilt dabei besonders jenen Momenten, Situationen und Themen, in denen das Gespräch abzubrechen droht, ja nicht mehr möglich erscheint.

 

Carolin Emcke setzt sich schwierigen Lebensbedingungen aus und beschreibt - vor allem in ihren Essays und ihren Berichten aus Kriegsgebieten - auf sehr persönliche und ungeschützte Weise, wie Gewalt, Hass und Sprachlosigkeit Menschen verändern können.

 

Mit analytischer Empathie appelliert sie an das Vermögen aller Beteiligten, zu Verständigung und Austausch zurückzufinden. Das Werk von Carolin Emcke ist Vorbild für gesellschaftliches Handeln in einer Zeit, in der politische, religiöse und kulturelle Konflikte den Dialog oft nicht mehr zulassen.

 

Sie beweist, dass es möglich ist, und ihr Werk mahnt, dass wir uns dieser Aufgabe stellen müssen.

 

Weiterführende Links:

Fazit:

Die Frankfurter Buchmesse ist mit 7.100 Ausstellern aus über 100 Ländern, rund 275.000 Besuchern, über 4.000 Veranstaltungen und rund 10.000 anwesenden akkreditierten Journalisten, darunter

 

2.000 Blogger, die größte Fachmesse für das internationale Publishing. Darüber hinaus ist sie ein branchenübergreifender Treffpunkt für Player aus der Filmwirtschaft und der Gamesbranche.

 

Einen inhaltlichen Schwerpunkt bildet seit 1976 der jährlich wechselnde Ehrengast, der dem Messepublikum auf vielfältige Weise seinen Buchmarkt, seine Literatur und Kultur präsentiert. Die Frankfurter Buchmesse organisiert die Beteiligung deutscher Verlage an rund 20 internationalen Buchmessen und veranstaltet ganzjährig Fachveranstaltungen in den wichtigen internationalen Märkten.

 

 

Mit der Gründung des Frankfurt Book Fair Business Clubs bietet die Frankfurter Buchmesse Unternehmern, Verlegern, Gründern, Vordenkern, Experten und Visionären ideale Voraussetzungen für ihr Geschäft. Die Frankfurter Buchmesse ist ein Tochterunternehmen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.